Was kann ich bei der Universität Jena erleben?
Die Jenaer Universität ist eine späte Pflanze der Reformation. Die Niederlage der Ernestiner im Schmalkaldischen Krieg führte zu ihrer Gründung. Nachdem sich ganz Süddeutschland auf die Seite des Kaisers geschlagen hatte, unterlag Kurfürst Johann Friedrich I. in der Schlacht bei Mühlberg der Übermacht des kaiserlichen Heeres. Gefangengenommen unterschrieb er am 19. Mai 1547 die Wittenberger Kapitulation.
Mit dieser Kapitulation verlor Johann Friedrich I. die Kurwürde und sein Kurland. Als leidenschaftlicher Verfechter der Reformation war Johann Friedrich I. stets für die Belange der durch Martin Luther berühmt geworden Wittenberger Universität eingetreten. Schon wenige Wochen nach der Mühlberger Niederlage äußerte er den Gedanken, einen Ersatz für die verlorene ernestinische Hochschule zu schaffen oder diese selbst nach Thüringen zu verlegen.
Philipp Melanchthon, Luthers vertrautester Mitarbeiter und Erneuerer des deutschen Schulwesens, hat sich dafür ausgesprochen und Jena als künftigen Hochschulort in Vorschlag gebracht. Zunächst als akademisches Gymnasium in dem seit 1525 geführten Jenaer Dominikanerkloster St. Pauli gegründet, erfolgte schließlich 1541 die Erhebung zur Universität Jena durch Kaiser Ferdinand I., den Nachfolger des abgedankten Karls des fünften. Am 2. Februar 1558 fand in der Stadtkirche die feierliche Eröffnung statt.
100 Jahre später war die Jena Universität die am meisten frequentierteste Hochschule Deutschlands. Fast 2000 Studenten hatten sich an der Salana, wie die Alma Mater seit ihrer Gründungszeit genannt wurde, eingeschrieben. Da die Stadt nur knapp 5.000 Einwohner hatte, wird verständlich, dass Zeitgenossen eher von einer Universität mit einer Stadt, den von einer Stadt mit einer Hochschule sprachen.
Auch die Zahl der später berühmt gewordenen Studenten ist beachtlich. Die meisten kamen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, um den Mathematiker Erhard Weigel zu hören. Wegen seiner technischen Erfindungen wurde er als „chemischer Archimedes“ berühmt. Sein zwischen 1670 und 1673 erbautes Haus galt jahrhundertelang als eines der sieben Weltwunder der Stadt. Weigels wissenschaftlicher Ruf zog Studenten aus ganz Europa nach Jena. Sein Schüler Samuel Pufendorf sollte der erste theoretische Begründer der deutschen Aufklärung werden. Auch einer seiner Schüler war Gottfried Wilhelm Leibniz.
An der heutigen Friedrich-Schuller-Universität Jena studieren ca. 17.000 Studenten in einer breiten Fächerauswahl.
Tipps zum Ausflug
Die Universität und ihre Fakultäten verstreuen sich in der gesamten Innenstadt und auch auf die einzelnen Ortsteile. Das Universitätshauptgebäude befindet sich am Ernst-Abbe-Platz. Von hier bietet sich auch ein Besuch des Zeiss-Planetariums oder des Deutschen Optischen Museums an.